16. November 2010

Heute vor einer Woche war es soweit: Die letzte Nacht als Berliner startete. Seit nun fast einer Woche ist Berlin als Wohnort für mich Geschichte und ich lebe in NRW. Leicht fiel mir der Abschied nicht - ich habe sie alle zurückgelassen: Meine Freunde und vor allem meine Eltern. Nach wie vor habe ich das Gefühl, dass ich meine Eltern im Stich gelassen habe. Ich weiß, dass das unsinn ist, aber so denke ich nunmal. Auch wenn ich meine Eltern in der Regel nur ein bis zweimal im Quartal gesehen habe (zuletzt war es einmal die Woche, aber nur weil wir wegziehen mussten), ist da eine gewisse Leere in mir. Nach außen hin lasse ich mir nichts anmerken - auch aus Eigenschutz. Derzeit komme ich auch nicht wirklich oft zum Nachdenken, was auch gut so ist. Ich bin täglich damit beschäftigt, die Kartons auszupacken und ein wenig die Ordnung zu halten. Allerdings bin ich nach wie vor etwas traurig darüber, dass ich mich nichtmal von meiner Mama verabschieden konnte. Die Möbelpacker brauchten so lange, dass meine Mutter schon arbeiten war, als wir dann endlich aufbrechen konnten. Zwar konnte ich mich von meinem Vater verabschieden, aber nicht von meiner Mutter. Ein Zustand, den ich mir sicherlich nie verzeihen werde. Ich habe geheult wie ein Schlosshund. Klar hätten wir sie auch auf Arbeit kurz besuchen können, aber dann hätte sie da nur geweint und sowas kommt auf Arbeit nicht gut...

Beim Umzug selbst brauchte ich nicht helfen. Wir sind Mittwoch in Berlin ausgezogen und Donnerstag in Datteln eingezogen. Ich musste mir aber am Montag vor dem Umzug noch den Weisheitszahn unten links ziehen lassen. Vom Oralchirurgen bekam ich strickte Order nichts zu tun, einfach nur auszuruhen und zu Deligieren. Aber in einem Umzug kann man nicht wirklich ausruhen. Stress gibts immer - und wenn es auch nur an den Möbelpackern liegt, die einem genervte Blicke zuwerfen, aus denen man nicht lesen kann, ob sie einen verfluchen, weil man nur dumm in der Ecke steht und zusieht. Aber meine dicke Wange war nicht zu übersehen - selbst heute ist die noch ein wenig angeschwollen. Denn obwohl ich meine Hilfe auf ein Minimum reduziert habe, so hat sich dennoch unter der Wunde Eiter gebildet - und der schmerzt extrem. Die Zahnärztin hier in Datteln meinte dann, dass es nicht unbedingt am physischen Stress liegen muss, sondern auch am mentalen, weil ein Umzug immer mit Stress verbunden ist. Sie entfernte die Fäden, saugte Eiter aus der Wunde und legte mir nen Streifen zum weiteren absaugen. Dreimal täglich darf ich Antibiotika schlucken und einmal täglich mit einer Mundspülung die Wunde spülen. Bin begeistert. Am Donnerstag darf ich wieder hin - Wechsel des Streifens... Und das ganze habe ich noch dreimal vor mir *seufz*

Gleich am Tag nach unserem Einzug in der neuen Wohnung kamen meine Schwiegereltern zu Besuch. Ich mag die beiden, aber bei uns herrschte totales Chaos und dann kommen auch noch die beiden vorbei. Sicher, mein Schwiegervater hat meinem Mann dabei geholfen, verschiedene Dinge an die Wände anzubringen und Schwiegermutti hat geputzt, aber für mich war das irgendwie zuviel. Ich wollte meine Ruhe haben, wollte alles in Ruhe auspacken etc. Aber da habe ich die Rechnung ohne meinen Gatten gemacht. Donnerstag sind wir hier eingezogen und bereits Sonntag war der untere Bereich zu 90 Prozent fertig. Zwar sind noch nicht alle Gegenstände dort wo sie hin sollen, aber es gibt nur noch zwei Kartons für den unteren Bereich. Im oberen Bereich (Wohnzimmer und Küche) kann ich derzeit nicht wirklich viel machen, da unser Wohnzimmerschrank noch nicht da ist - der wird ja erst noch geliefert. Insofern schaue ich in die Kartons und gucke, ob dort etwas ist, was vielleicht ins Gästezimmer kann, oder ganz woanders hin. Habe dort die Kartons auch schon reduziert. Und sicherlich auch wieder zuviel gearbeitet, denn heute abend tat mir meine Wunde schon wieder arg weh. Zum Glück gibts Schmerztabletten.

Mein Gatte hatte heute dann kurz bevor er ins Bett ging eine kleine Überraschung für mich. Er sagte, dass er auf seinem Monitor was für mich hat, was ich mir mal angucken sollte. Da sich die Richterin wegen dem laufenden Prozess (wegen seinem Glatteis-Sturz in Berlin) gestern entscheiden wollte, ging ich davon aus, dass unser Anwalt das Ergebnis per Mail geschickt hatte. Stattdessen war da eine Stellenanzeige. Nicht falsch verstehen, ich will mir ja nen Job suchen, aber das würde ich gerne in Eigenregie übernehmen. Zumal er mir eine Stelle raussuchte, wo Datentypisten gesucht wurden. An sich nichts schlechtes, ich kann schnell tippen und so. Aber dann las ich wieder, dass die Daten sowohl von schriftlichen, wie auch von telefonischen Kontakten her beruhen. Also wieder mal ein Call Center, was die Mitarbeiter unter einer "neuen" Bezeichnung sucht. Ich will nicht mehr im Call Center arbeiten, ich will lieber "normal" in einem Büro arbeiten - am liebsten in der Personalabteilung. Oder halt im Verkauf in einem Geschäft. Aber nicht mehr im Call Center. Das wäre für mich wirklich nur dann eine Lösung, wenn ich bis Mai - wo mein ALG ausläuft - nichts anderes habe...

Und genau das ist meines Erachtens auch der Grund, warum er unbedingt alles so schnell wie möglich ausgepackt haben wollte. Ich gehe davon aus, dass er Angst hat, dass es zu lange dauern könnte, bis ich mir Arbeit suche. Dabei hatten wir von vornherein gesagt, dass ich spätestens ab Dezember anfange mich wieder zu bewerben. Das hat den Vorteil, dass bis dahin alle Kartons (hoffentlich) ausgepackt sind. Ich habe keine Lust nach acht Stunden Arbeit (und evtl. noch einer Stunde Fahrt) zwei Stunden Kartons auszupacken. Auch das Wochenende möchte ich nicht zwingend dafür opfern. Zumal wir ja eh noch den restlichen Wohnzimmerschrank und die Küche geliefert bekommen. Am liebsten wäre mir, wenn ich erst ab Januar 2011 arbeiten könnte... Aber ich denke mal, dass das meinem Göttergatten zu lange dauert.

Unsere Tiere haben sich relativ schnell hier eingelebt, was ich auch schön finde. Toni hatte ohnehin die wenigsten Probleme. Bei ihr hatte ich aber die größten Bedenken - zumindest was die Fahrt angeht. Ein Nymphensittich hat eine hohe Körpertemperatur und muss deswegen einmal die Stunde etwas fressen und trinken. Von halb sieben morgens an war sie in ihrem Tragekorb gewesen. Ich habe ihr ins Näpfchen Wasser gefüllt und Gurke in den Tragekäfig getan - soweit ich es beurteilen konnte hatte sie weder gefressen noch getrunken - den ganzen Tag, obwohl ich die Gurke regelmäßig wechselte, damit sie immer ein frisches Stück hatte... Also habe ich während der Fahrt immer wieder nach ihr geguckt, ihr das Köpfchen gestreichelt und war einfach nur froh, dass sie heil in Datteln ankam. Den Käfig hatte ich schnell aufgebaut und sie reingesetzt. Sie begann auch relativ bald an ihren Knabberstangen zu knabbern - das restliche Fressen war noch eingepackt.
Die Kater bekamen um halb sieben morgens eine Tablette, die sie benommen machen sollte. Sie sollten ruhig bleiben, während vor der Badezimmertür (hinter der sie eingesperrt waren) der ganze Trouble war. Als die Wirkung der Tablette langsam begann nachzulassen waren wir auch fast fertig. Ich setzte mich ins Badezimmer, um den beiden Katern ihr Reisegeschirr anzulegen. Sie sollten die fünf Stunden nicht im Tragekorb verbringen. Das Geschirr gab ihnen die Möglichkeit, sich ein kleinwenig freier zu bewegen - so weit es die kurze Leine halt zuließ. Lucky ließ sich das Geschirr auch problemlos anlegen, er kuschelte dabei mit mir und schnurrte ohne Ende. Bei Devil gab es Probleme. Er mag den Zustand der Benommenheit so rein gar nicht und reagiert dann auch schnell aggressiv. Er war sauer auf mich, weil ich ihm das Geschirr anlegen wollte, und weil er mir keine Angst machen konnte mit seinem Geknurre, wollte er Lucky anfallen. Gemeinsam mit meinem Mann habe ich es dann geschafft, das Geschirr anzulegen. Die Autofahrt über waren sie dann beide ruhig. Nur Lucky machte öfter mal auf sich aufmerksam - ich vermute, weil er schläfrig war, aber nicht schlafen wollte. Als wir gegen 21 Uhr in Datteln vor der Haustür ankamen, waren beide wach. Ich öffnete die Tür bei Devil und er wäre am liebsten rausgesprungen, aber ging nicht, er war ja noch angeleint. Die Katzen haben wir als erstes in die Wohnung gebracht, haben sie dann zuerst ins Badezimmer gesperrt. Die große leere Wohnung wollten wir den beiden nicht sofort antun, zumal wir noch verschiedenes aus dem Auto raufzutragen hatten und hinterher noch schnell was zu essen besorgen wollten. Als wir zurück waren machten wir die Badezimmertür auf und Lucky stiefelte sofort raus. Zwar noch sehr zurückhaltend, aber doch neugierig. Devil kam nicht weiter als bis zur Tür und blieb erstmal lieber drin. Als Lucky dann anfangs jedes untere Zimmer inspiziert hatte, traute sich auch Devil dann aus dem Bad. Nicht lange, nur drei oder vier Minuten - dann verschwand er wieder im Bad... Die ersten drei Nächte hatte er auch im Tragekorb im Bad verbracht, was aus Platzgründen in der Dusche stand. Schon witzig, sonst haben wir ihn da nie reinbekommen. Nachdem wir ihm noch am ersten Abend einen Gegenstand gezeigt hatten, den er kannte, wurde er auch etwas mutiger. Und seitdem alle Möbel da sind, läuft er viel mehr rum und hat jetzt scheinbar begriffen, dass wir hier bleiben und das sein neues zuhause ist. Zum Glück kannte er die Möbel, somit muss er nichts markieren.

Allgemein bin ich froh, dass die Tiere die neue Wohnung so gut angenommen haben. Bei mir dauert es noch lange... Die ganze Zeit frage ich mich, wann wir wieder nach Hause (Berlin) fahren :(

An meinem linken Unterarm habe ich vor zwei Tagen einen kleinen Knubbel entdeckt. Ich weiß nicht, was das ist. Er schmerzt nicht, nur wenn man etwas doller dagegen drückt. Ich beobachte das noch ein wenig und wenn es nicht weggeht, darf ich mir den nächsten Arzt suchen... Freude...