2009-11-28

So, nachdem ich mal eben wochenlang keinen Eintrag getätigt habe hier mal wieder was neues. Am 5. November 2009 musste ich mich einer OP unterziehen. Was war passiert? (Achtung, langer Text)

Etwa eine Woche vorher spürte ich schmerzen im Darmbereich. Ich hatte eine Mordssalbe und entschied mich dazu diese aufzutragen. Anfangs half sie auch, aber dann kam der 31. Oktober 2009. Tagsüber war alles schick. Nicht mehr Schmerzen als die ganze Woche. Abends dann musste ich auf Klo. Ich musste sogar dringend, aber alles pressen half nichts, es wollte nicht raus. Klingt jetzt eklig, und ich weiß, es spricht nicht jeder gerne über sowas, aber ich habe damit kein Problem. Weils nicht raus wollte entschied ich mich dafür, meinen Zeigefinger zu nutzen und ein Stück in meinen Po zu schieben - nein, das hat jetzt nichts sexuelles. Ich hatte Angst, dass im Schließmuskelbereich irgendwie was verschlossen ist und wollte halt einfach nur einen Kanal bilden, durch den das was raus wollte raus konnte. Der Finger tat tierisch weh - mal davon abgesehen, dass ich Finger im Po eh nicht so angenehm finde. Ich zog ihn also wieder raus und die gesamte Fingerspitze war voller Blut. Panik... Aber ich musste so dringend, also presste ich mit aller Kraft. Und dann spürte ich während des Pressens einen extremen Schmerz. Es war als würde irgendwie eine Nadel meinen Darm pieksen und dann schön den Darm entlanggezogen werden. Es war absolut schmerzhaft. Als das dann draußen war kam die Erleichterung - und danach direkt noch mehr Schmerz. Ich habe wieder meine Mordssalbe genommen und versucht einzusalben, aber ging nicht wirklich gut - zu groß der Schmerz. Der Abend war nicht sonderlich angenehm. Ich habe auch in der Nacht kaum ein Auge zugekriegt vor Schmerzen - jede Bewegung tat weh und somit lag ich mehr wach als schlafend da. Sonntag waren wir dann bei meinen Eltern zum Essen eingeladen. Ich biss die Zähne tapfer zusammen und saß dort auf den Stühlen. Der Schmerz war kaum zu spüren. Dann musste ich auf Toilette - selbes Spiel wie am Vortag. Allerdings habe ich es nicht geschafft meinen Darm zu entleeren. Schmerzen. Also auch direkt nach Hause. Tat mir leid für meine Eltern, aber ging nicht anders.

Noch Sonntag rief ich meine Chefin auf dem Handy an und meldete mich krank, Montag war ich beim Arzt. Diagnose: Analfissur. Das ist ein Riss in der Darmschleimhaut. Super, hatte ich schonmal - zuletzt im August vorm Urlaub. Der Arzt wollte mir wieder die Mordssalbe verschreiben, habe ich abgelehnt. Mag sein, dass die hilft, aber davon bekomm ich starke Kopfschmerzen und beim letzten Mal, wo die Salbe frisch aufgemacht war, wurde aus der Nebenwirkung "Anzeichen einer Angina" eine fette Erkältung. Der Arzt bedauerte das, weil es wohl nichts gibt was so hilft, und verschrieb mir "Faktu Akut" gegen die Schmerzen. Ich trug also tapfer die Salbe auf, und versuchte sogar den Finger etwas einzuführen, damit ich innen, wo die Salbe ja wirken sollte, einreiben konnte. Gut, der Finger war nicht so gut, also der Applikator. Eine Krankmeldung bekam ich nur für den Montag.

Dienstag, 3. November 2009. Geschlafen habe ich nicht viel. Als der Wecker klingelte war ich auch noch gewillt zur Arbeit zu gehen. Dann war ich auf Klo. Ich versuchte wieder mein Geschäft zu verrichten - ohne Erfolg, dafür mit viel Schmerzen. Die Schmerzen waren so krass, dass ich tatsächlich zu heulen begann. Das hatte ich noch nie im Leben. Ich legte mich auf den Bauch auf die Couch. Doch leider nahmen die Kater das als Einladung sich auf meinen Rücken zu legen. Also stand ich auf, rief auf Arbeit an, dass ich nicht komme und legte mich auf den Bauch auf dem Bett. Immer noch am heulen. Das kann sich keiner vorstellen, der noch nie solche Schmerzen hatte. Zumal der Bereich auch nicht sonderlich angenehm ist, man spürt jeden Schritt. Das Laufen fiel mir in der Tat sehr schwer. Da mir der Arzt am Montag gesagt hat, dass ich die Notaufnahme aufsuchen soll, wenn die Salbe nicht hilft und er im Urlaub ist (was er drei Tage später sein wollte), entschied ich mich dafür das Krankenhaus aufzusuchen. Leider war der Facharzt nicht in der Notaufname und ich wurde von einer Allgemeinmedizinierin untersucht. Begleitet von ihrem mehr als süßen Pfleger. Leider konnte auch die Ärztin mir keine anderen Informationen geben. Analfissur. Gegen die Schmerzen gab sie mir ein Zäpfchen (super, wenn einem der Hintern eh weh tut) und damit ich wieder auf Klo kann gab sie mir Lactase mit. Okay, ich hätte ihr von meiner Lactose-Intoleranz erzählen sollen. Die Lactase ist scheinbar nur der medizinische Begriff für Milchzucker - denn was anderes wars nicht. Hat aber auch nicht geholfen. Es sollte eigentlich den Stuhlgang weicher machen, aber nichts. Und das, wo ich normalerweise von Milchzucker Durchfall kriege. Die Ärztin setzte sich dafür ein, dass ich bei der proktologischen Sprechstunde der anhängenden Poliklinik noch einen Termin kriege. Einmal in der Woche ist diese Sprechstunde und die ist immer voll. Aber für mich gab es noch einen Termin.

Dann musste ich wieder zu meinem Arzt, der mich krankgeschrieben hatte. Für die proktoligische Sprechstunde brauchte ich ja noch eine Überweisung und ich brauch auch noch eine Krankmeldung. Die Sprechstundengehilfin war nicht sonderlich freundlich so kurz vorm Urlaub noch soviel Arbeit zu haben. Auch der Drucker hatte gestreikt und sie hätte alles per Hand ausfüllen müssen. Also habe ich gesagt, da ich eh noch einmal zum Arzt rein muss. Das hätte sie fast umgehauen. Mein Glück war jedoch, dass ein Patient abgesprungen war und ich somit seinen 9 Uhr-Termin am nächsten Tag bekam.

Mittwoch 4. November 2009. Der Arzt war verwundert darüber, dass ich von ihm nur eine Krankmeldung für den Montag erhalten habe und somit hat er mir nachträglich noch ne Krankmeldung bis Ende der Woche gegeben. Meine Entscheidung in die Notaufnahme zu gehen befand er für richtig.
Abends war ich dann bei der protkologischen Sprechstunde. Anfangs ging es mit dem Sitzen noch. Doch dann musste ich auf Toilette. Das war der Horror, vor dem ich Angst hatte. Wirklich viel kam auch nicht raus, es tat aber so sehr weh als hätte ich einen Fußball rausgepresst. Das anschließende sitzen im Wartebereich war schier unmöglich. Ich stemmte mich auf die Oberschenkel aber dennoch schmerzte es. Und ich hatte das Gefühl, dass jeder Patient beim Arzt Stunden drin ist. Dann endlich wurde ich aufgerufen. Ich humpelte - normales Gehen war nicht mehr drin - dem Arzt hinterher. Leider hat er sich nicht wirklich vorgestellt. Ich sollte mich untenrum freimachen und auf den Stuhl setzen. Der Stuhl war cool, per Knopfdruck senkte er sich nach hinten und die Steigbügel (wie beim Gynäkologen) hebten sich automatisch. Der Arzt fasste nur den äußeren Schließmuskel an und ich begann schon zu schreien. Er versuchte es ein zweites Mal, sagte ich solle mich entspannen, aber daran war nicht zu denken - zu schmerzvoll. Dann ließ er den Stuhl wieder in seine Anfangsposition gleiten und sagte, dass die Untersuchung keinen Zweck hat. Er wolle mir nicht weh tun und ich war ihm danbkar. Es gab zwei Möglichkeiten. Entweder er verschreibt mir die Mordssalbe oder ich muss ins Krankenhaus für eine Darmspiegelung, bei der die Fissur dann rausgeschnitten wird. Da mir die Salbe nicht wirklich bekam und ich, obwohl ich sie genommen hatte, trotzdem die Analfissur bekam, entschied ich mich für das Krankenhaus. Eine Entscheidung, die sicherlich der ein oder andere nicht nachvollziehen kann, aber für mich in diesem Moment die beste Entscheidung. Denn einsalben ging ja eh nicht, wäre nur unter Schmerzen möglich. Achja, zum Schluss sagte mir der Arzt dann noch, dass "Faktu Akut" und auch die Schmerzzäpfchen definitiv nicht helfen würden, da vor allem die Zäpfchen nicht für diese Art von Schmerz sind. Super. Da ich aus dem Krankenhaus drei Zäpfchen mitbekam, habe ich sie mir unter Schmerzen eingeführt... Hätte ich auch drauf verzichten können.
Am nächsten Tag soll ich um 10 Uhr im Krankenhaus sein.

Donnerstag, 5. November 2009. Um fünf nach zehn traf ich auf Station 5 A des Sana Klinikums Lichtenberg ein. Begrüßt wurde ich mit den Worten: "Wir suchen sie schon seit 8 Uhr". Super. Dann sollte ich im Aufenthaltsraum warten. Der erste Arzt kam dann gleich zehn Minuten später. Er erzählte mir von der OP. Eine OP empfiehlt sich nur, wenn man häufiger eine Fissur hatte. Da sich nach jeder Fissur auch Narbengewebe bildet wird die Fissur samt Narbengewebe ausgeschnitten. Das gefährliche an diesem Narbengewebe ist, dass es schnell wieder einreißen kann. Es gibt zwei Varianten der Heilung: Entweder die Wunde bleibt nach dem Heraussschneiden offen, oder aber sie wird vernäht. Der Arzt am Vortag hatte mir schon gesagt, dass er bei mir die Wunde offen lassen möchte. Wenn sie vernäht wird, kann es passieren, dass sich der Bereich, der genäht wurde, aufgrund der Bakterien im Darm entzünden kann. Das gilt es zu verhindern. Dann sollte ich wieder warten. Daraufhin kam die Stationsschwester zu mir und bat mich darum, dass ich nochmal zu der Poliklinik gehe, wo ich am Vortag war, da mir dort Blut abgenommen werden muss und ich noch das Narkosegespräch brauche, außerdem muss ich noch stationär aufgenommen werden. Gut, operiert wurde ich schon sehr oft, so viel neues wird mir der Arzt nicht erzählen können. Also ich wieder mit Sack und Pack dahin. Hatte ich schon gesagt, dass ich nur unter Schmerzen laufen kann? Kurze Zeit wartete ich in der Poliklinik. Zuvor bekam ich mit, dass kein Anästhesist da ist, da der erst in zwei Stunden beginnt. Dann wurde ich stationär aufgenommen. Tja, die erste Hürde: Wo ist meine Einweisung vom Arzt? Okay, auch wenn mich der Arzt der Poliklinik eingewiesen hat, so brauche ich von meinem Arzt eine Einweisung. Aber ich darf sie nachbringen - juchheia. Dann wieder in den Wartebereich. Dann wieder aufstehen und Blut abnehmen. Leider konnte die Schwester nicht wirklich Blut abnehmen und mir tat die Stelle hinterher echt weh. Ich durfte wieder zurück auf Station. Im Aufenthaltsraum warten. Der Narkosearzt kam - ein anderer als ursprünglich gedacht. Aber da nicht zwingend der Narkosearzt mit einem das Gespräch führt, der auch bei der OP dabei ist, war mir das eigentlich egal. Arbeiten tun sie alle gleich. Nach dem dreiminütigen Gespräch, wo er mich davon überzeugen wollte eine Rückenmarknarkose vornehmen zu lassen, ging er wieder. Rückenmarknarkose hat in seinen Augen den Vorteil, dass man bei der OP wach ist aber nichts spürt. Ehm, nee, das wollte ich nicht wirklich. Ich wollte schlafen. Fand er nicht so witzig, weil dabei ja soviel schief gehen kann. War mir egal. Ich wurde schon rund fünf mal operiert und nie ging was schief. Dann wartete ich wieder. Eine Ärztin kam und bat mich darum mit ihr mitzugehen. Ich wurde auf Herz und Niere untersucht und Fragen wurden gestellt und dann: Wieder in den Aufenthaltsraum. Die Stationsschwester kam und nahm mich auf der Station auf - allerdings im Aufenthaltsraum, da mein Zimmer noch nicht frei war. Naja, wegrennen konnte ich eh nicht mehr. Kurz vor 13 Uhr dann endlich: Mein Bett ist frei. Ich durfte das Zimmer betreten.

Ich hatte zuvor Kritiken zu dem Krankenhaus gelesen und die waren alle eher mies. Aber da es das einzige Krankenhaus in unmittelbarer Nähe war, wollte ich es nehmen. Zwar ist nur davon auszugehen, dass ich nur eine Nacht da bleibe, aber sollte es doch länger dauern, haben meine Eltern und mein Mann es nicht so weit. Außerdem hatte ich auch gelesen, dass der Neubau moderner ist und die Zimmer über ein eigenes WC verfügen (im Altbau wohl noch nicht so). Zum Glück war ich im Neubau. Ich durfte sogar Handy auf dem Zimmer nutzen. Somit sparte ich mir dann eine Telefonkarte zu kaufen. Ich kam in ein Zweibettzimmer und jeder hatte darin sogar seinen eigenen Fernseher. Der sah zwar aus wie ein Kontrollgerät für Herzschläge und war auch direkt auf dem Nachttischchen zu befestigen, aber ich fand das cool. Somit konnte jeder das gucken was er wollte. Die fünf Sätze, die ich mit meinem Zimmernachbarn getauscht hatte, waren auch nett. Also wir verstanden uns. Leider liegt er schon seit September wegen einer Bauchspeicheldrüse im Krankenhaus. Hoffe ihm gehts mittlerweile besser. Die Toilette verfügte sogar über eine supermoderne Dusche. Ich richtete mich halbwegs wohnlich ein und packte meinen Gameboy erster Generation (ja, so ein grauer dicker Gameboy) aus. Im TV lief nichts aufregendes. Kurz vor 14 Uhr kam dann eine Schwester und brachte mir eine Beruhigungstablette und das OP-Hemd. Das war das Anzeichen dafür, dass ich gleich drankomme. Um 14 Uhr wurde ich dann auch rauf zum OP geschoben. Dort versuchte die OP-Schwester mir vergeblich die Kanüle zu setzen. Erst im linken Handrücken. Allerdings tat das dann weh und meine Vene schwoll an. Dann suchte sie eine geeignete Vene. Eine Kollegin half ihr und schwuppdiewupp hatte ich die Kanüle im linken Unterarm. Wer schonmal eine Kanüle gesetzt bekam weiß wie mies das ist. Die Nadel ist lang und dick. Um halb drei wurde ich in den OP geschoben. Das weiß ich ganz genau, denn von der Decke herunter hing eine digitale Uhr. Im OP kam ich an und mir tat der linke Unterarm weh. Ich sagte das der OP-Schwester und sie merkte wieder, dass die Vene anschwoll. Also dritter Versuch. Was soll ich sagen, das ging einfach und tat nicht mal weh. Der Anästhesist stellte sich kurz vor, dann bekam ich die Traummilch gespritzt und schlief.

Um kurz nach 16 Uhr wachte ich im Aufwachraum auf. Voll lustig, an der Wand vor mir hing ne Uhr. Irgendwie hatte ich immer ne Uhr um mich herum. Ich hatte keine Schmerzen, wollte am liebsten weiterschlafen, aber zwang mich wachzubleiben. Um so eher kann ich aufs Zimmer. Die Schwester im Aufwachraum kam auf mich zu und fragte mich ob es mir gut geht. Noch ja. Dann spritzte sie mir Schmerzmittel. Das Zeug hatte es in sich. Ich hätte sofort wieder einschlafen können. Es beseitigt zwar die Schmerzen, aber sie kamen bald wieder und schließlich hatte sie mir den ganze Rest gespritzt, bevor ich aufs Zimmer kam.

Im Zimmer hatte mein Zimmernachbar Besuch von seiner Frau. Allerdings redeten sie nicht miteinander. Sie sah ihn an, er sah fern. Also unterhielt sie sich mit mir - soweit es ging. War ja halbwegs munter. Bewegen wollte ich mich im Bett nicht, weil die Schmerzmittel ließen schnell nach. Und leider war das, was ich auf der Station bekam, nicht wirklich schmerzlindernd. Das, was es im Aufwachraum gibt, ist auch nur für den Aufwachraum gedacht. Die Tropfen halfen gar nicht und der Tropf linderte nur ein bissschen. Erst am nächsten Tag wurde mir klar warum. Abends und auch in der Nacht musste ich viel pinkeln. War ja klar, habe zwei Tropfe komplett bekommen, zusätzlich noch viel Wasser getrunken, irgendwo musste es ja hin. Habe ich es abends noch in die Bett-Ente gemacht wollte ich nachts nicht in diese "WC-Ente" machen. Also entschied ich mich aufzustehen. Mutige Entscheidung. Da ich an sich ein begnadeter Sitzpinkler bin und mich aber nicht auf den Porzellan-Thron setzen wollte, entschied ich mich dafür die Ente mitzunehmen und halt im Bad im stehen reinzuurinieren. Als ich fertig war wurde mir schwindelig und schlecht. Ist klar, weil habe das Abendbrot ausfallen lassen, aus Angst auf Klo zu müssen, die letzte Mahlzeit war auch mehr als 24 Stunden her, da man ja vor der OP nüchtern sein soll und ich habe den ganzen Tag quasi nur gelegen. Also jettete ich ins Bett. Also so schnell ich humpeln konnte. War eine Tortour, aber ich habe es überstanden. Die Nacht habe ich vor Schmerzen kaum ein Auge zugemacht und auch mein Zimmernachbar konnte scheinbar nicht schlafen, sein Fernseher lief. Um 6 Uhr dann wecken. Fiebermessen war angesagt. Glücklicherweise hatte ich kein Fieber. Um kurz nach 7 Uhr kam die Visite. Bestehend aus zwei Ärzten und der Stationsschwester. Scheinbar verlief meine OP gut und ich dürfe, nachdem mir die Tamponade gezogen wurde, gehen. Tamponade? Ja, das wurde mir in den Popo geschoben um in der Nacht das Blut aufzusaugen. Ich sah den Doktor an. "Ziehen?" Er sagte "Ja, keine Sorge, ist nicht schlimmer als ein Pflaster abziehen". Ich konnte mir denken, dass er lügt. Die Stationsschwester war ein Herzchen, sie gab mir ihre Hand und sagte ich solle ihre Hand ruhig drücken wenn es weh tut. Der Arzt begann schon an meinem Hintern rumzufummeln bevor ich halbwegs richtig lag. Dann entfernte er die Pflaster. Wenn das ziehen wirklich so soft ist gehts ja. Ich sagte, dass ich in der Tat nichts spüre und er meinte nur "moment, das waren nur die Pflaster. Atmen sie bitte tief ein und wenn ich 'jetzt' sage ausatmen". Ich tat wie mir befohlen. Und als er dann das Wörtchen sagte atmete ich aus und schrie. Es tat weh. Es tat so unglaublich weh. Dummerweise rutschte er ab, weil ich mich verkrampfte, also musste er einen zweiten Versuch starten und das wo ich verkrampft war. Er zog wuchtvoll dran und ich schrie erneut. Dann war die Tamponade raus. Ich lag da. Schmerzen überall. Nur nicht bewegen. Sah aber aus dem Augenwinkel die Tamponade. Schätze mal auf 15 cm und dick... Dann ging der Arzt weiter, die nächste Visite. Ich bekam noch den Hinweis, dass ich gleich Schmerzmittel kriege... Und die halfen dann auch halbwegs. Naja, zumindest sorgte der Tropf dafür, dass ich nicht mehr so starke Schmerzen habe und halbwegs laufen konnte. Da war also in der Nacht die Tamponade der Schmerzverursacher Nummer eins. Super. Nach dem Frühstück durfte ich gehen. Ich zwang mich die zwei Scheiben Brot zu essen. Aß aber langsam. Wollte gucken wie mein Körper reagiert, ob er sofort auf Klo muss. Eine Schwester kam rein und gab mir Kompressen und Schmerztabletten für zu Hause. Die Kompressen würde ich benötigen, da sich noch Wundflüssigkeit ansammeln wird. Kurz danach kam die Stationsschwester und gab mir abermals Kompressen und Tabletten. Ich bekam sogar einen Riegel Ibuprofeen 600 mit. Machen die nicht gerne, weil viele Patienten von den Tabletten Magenschmerzen kriegen - ich nicht.

Nach Hause gefahren bin ich mit dem Taxi. Sitzen war zwar fast unmöglich, aber laufen fiel mir noch schwerer. Vor lauter Schmerz und dadurch dass ich im Krankenhaus war habe ich am 6. November (also der Freitag wo ich entlassen wurde) auch den Hochzeitstag meiner Eltern vergessen. Sie hatten aber ein Nachsehen mit mir :)

9. November 2009. Das Wochenende verbrachte ich zu 99 Prozent im Liegen. Leider musste ich Sonntag abend auf Klo. Was soll ich sagen? Es war die Hölle. Ich darf nicht pressen, aber ich musste ein bissschen, damit es rutscht. Klingt jetzt eklig, aber seien wir ehrlich, auf Klo machen wir alle ja doch das gleiche, oder? Alles tat weh. Toilettenpapier darf ich keins nutzen, soll nach jedem Stuhlgang den Po abbrausen. Die hatten leicht reden als sie mir das sagten. Im ernst. Ich konnte mich nur gebeugt bewegen, ich bildete mir ein, dass der Schmerz dann erträglicher war. Unter der Dusche habe ich fast geheult. Es tat so weh. Und die softe Einstellung der Brause brachte nichts, es musste schon ein etwas festerer Strahl sein. Na wunderbar.
Also bin ich am Montag, 9. November 2009 zum Arzt. Da mein Arzt im Urlaub ist und seine Vertretung nur eine Allgemeinmedizinierin ist, die von Proktologie in etwa so viel Ahnung hat wie ich von der Raumfahrt, dachte ich mir, dass ich einen meiner anderen beiden Allgemeinmediziner aufsuche. Warum zu noch einem Allgemeinmediziner gehen? Um halb acht macht die Ärztin auf, die bei mir um die Ecke ist. Mein Mann hat mich zu ihr gefahren und fuhr dann weiter zur Arbeit. Dummerweise musste ich vor der Behandlung auf Klo. Und da war nirgends eine Brause. Ich versuchte mir den Hintern mit dem Papier abzuwischen, aber das tat extrem weh. Hatte ja ne Kompresse bei und ich wusste sie wird nicht untersuchen, also habe ich nur halbherzig mein Popöchen sauber gemacht. Leider empfahl mir die Ärztin einen Proktologen oder einen Chirurgen aufzusuchen, da Proktologie nicht ihr Fachgebiet ist. Also verließ ich die Praxis und rief mir ein Taxi - was nicht kam. Scheinbar ist es schwer ein Gesundheitszenter in einer Straße zu finden - und ich sagte noch ich stehe draußen am Briefkasten. Dutzende Taxen fuhren vorbei, keines hielt, nichtmal auf winken. Also humpelte ich zur U-Bahn. Das war Horror. Ich rief von der U-Bahn aus die Vertretungsärztin an und mir wurde gesagt ich darf dann um 9 Uhr da sein. Ich also nach Hause - unter die Dusche. Das ging alles nicht so schnell wie es sich anhört. Denn ich brauchte für eine Strecke, wo ich sonst nur 5 Minuten laufe, fast eine Viertelstunde. Von der U-Bahn-Fahrt und dem Laufen bis nach Hause war ich voll fertig. Hätte ich nie gedacht. Von einem Taxi ließ ich mich dann gegen 9 Uhr die drei Minuten zum Arzt fahren (zu fuß hätte ich mehr als 30 Minuten gebraucht, und ich vermied es viel zu laufen). Dann der Schock: Die Praxis ist voll. Wartezeit einplanen... Wäre ich kein Vertretungspatient hätten die mich sicherlich eh nicht mehr genommen... Tja, warten durfte ich im Sitzen. Habe aber jedem Patienten, der reinkam, meinen Stuhl angeboten damit ich stehen kann. Stehen konnte ich zwar auch nicht lange, aber war angenehmer als sitzen. Jedoch hatte die Praxis dann dafür gesorgt, dass die neuen Patienten Sitzmöglichkeiten bekommen. Sitzen war auch eher wieder nur auf die Oberschenkel bezogen. Weil ich versuchte ja den Hintern zu schonen. Als ich dann aufgerufen wurde war ich keine drei Minuten drin. Die Ärztin untersuchte nicht, sie meinte, dass man kein Arzt sein muss um zu sehen dass ich Schmerzen habe. Sie verschrieb mir Ibuprofeen 800 (ich glaube die stärksten Schmerztabletten, gibts nur auf Rezept) und gab mir ein Musterexemplar an Tropfen mit. Die Tropfen eher für die Nacht, weil die auf den Magen schlagen könnten. Wenn ich sie vertrage kann ich sie aber auch tagsüber nehmen. Und die Tropfen machen auch was gaga. Die Tabletten sind eher für tagsüber gedacht.

Zu Hause habe ich mich gleich hingelegt auf die Couch. Eigentlich tat mir vom vielen Liegen schon alles weh, aber was sollte ich machen? Sitzen war noch nicht zu denken, die Fahrten mit den Taxen war schon hart genug. Von der Apotheke bis nach Hause bin ich auch gelaufen. Sonst in fünf Minuten machbar, ich habe bedeutend länger gebraucht. Da ich mich langweilte obwohl ich das Laptop von meinem Mann nutzen durfte (nur wer ist tagsüber schon online) habe ich mir, obwohl ich es aufgrund des Preises nicht machen wollte, einen Nintendo DSi bestellt. Zusammen mit zwei Spielen. Ausschlaggebend war für mich, dass es auch Super Mario Land für den DSi gibt. Zwei Tage später kam das Gerät dann auch. Habe extra auch mehr Porto bezahlt, damit ich es bald habe :) Habe meine Mutter auch kurz zu Besuch gehabt, sie hat mir aus der Apotheke Kompressen besorgt, da die 50 Stück aus dem Krankenhaus bereits fast aufgebraucht waren. Jetzt habe ich aus der Apotheke 100 Stück bekommen.

Dienstag, 24. November 2009. Nachdem mein Arzt seit fast einer Woche wieder aus dem Urlaub zurück ist und ich von ihm eine weitere Krankmeldung bekam (die Untersuchung fand ohne Untersuchung statt, ich hatte zu krasse Schmerzen, durfte sogar im liegen warten) wurde ich heute nochmals für eine Woche krankgeschrieben. Auf Arbeit waren sie nicht amüsiert. Dort wurde sich darauf verlassen, dass ich am 25. November da bin. Bei denen ist Land unter und meine Chefin konnte nicht verstehen, warum ich nicht schon eher bescheidgegeben habe, dass ich nicht kommen werde, denn Schmerzen habe ich ja wohl schon länger. Naja, ich habe sie meckern lassen, einer musste ja den Frust abkriegen, aufgeregt habe ich mich hinterher. Denn ich bin mir keiner Schuld bewusst, da ich ja nur verpflichtet bin mich am letzten Tag der Krankschreibung zu melden. Außerdem ist es durchaus legitim, dass man drei Wochen nach einer OP noch krankgeschrieben ist. Zwischen dem 24. und der Woche davor hatte ich auch wieder übelst Probleme. Ich hatte an einem Tag Stuhlgang und der war mit viel Blut geschmückt. Selbst die Kompresse, die eigentlich für die Wundflüssigkeit da ist, war komplett in Blut getränkt, hatte ich noch nie seit der OP. Hinterher hatte ich so starke Schmerzen dass ich wieder nur liegen konnte. Das versetzte mich schon in Panik, denn zwei Wochen nach der OP sollte ich nicht mehr Bluten - finde ich.

Samstag, 28. November 2009. Gestern hatte ich wieder Blut im Stuhlgang und auch Schmerzen. Mein Arzt hatte mir bereits letzte Woche gesagt, dass ich anfangen muss meinen Schließmuskel zu dehnen, da dieser sonst keine Durchblutung erfährt und eine erneute Fissur anstehen könnte. Ich soll entweder mit dem Finger ein bissschen oder mit einem Analdehner aus der Apotheke dehnen. Da mir der Finger zu unangenehm war (ist ja auch dicker als so ein Dehner) entschied ich mich dafür einen Analdehner zu kaufen. Im Internet habe ich auch in verschiedenen Foren gelesen, dass das besser sei. Und was soll ich sagen: Es ist besser. Allerdings tut mir das einführen seit gestern weh. Ich hatte neben dem Schließmuskel auch noch ein Geschwulst was sich entzündet hatte, dagegen gab es eine Salbe und die Entzündung geht langsam weg. Der Schmerz bleibt. Heute habe ich den ersten Tag, wo ich mal länger als 20 Minuten am Stück sitze, aber nur weil ich den langen Text hier tippe. ich sitze jetzt seit fast drei Stunden und langsam wirds unangenehm und tut weh. Denke ich werde mich gleich wieder hinlegen.

So, das war mein Tagebuch für November. Ist ein langer Text, aber jetzt habe ich hier auch die Information über meinen Gesundheitszustand stehen. Im übrigen hatte mein Bruder und auch seine Frau in diesem Monat die Schweinegrippe... Beiden gehts wieder besser - zum Glück. Dafür haben nun meine drei Kolleginnen auf Arbeit die Schweinegrippe - also ist es doch gut dass ich im Krankenhaus war und bereits seit vier Wochen krank bin?

Im übrigen ist die OP der Anal-Fissur kein Zeichen dafür, dass ich zukünftig davor geschützt bin - das kann jederzeit wiederkommen...