1. Januar 2010

Frohes neues Jahr. Wieder sind 365 Tage vorbei. Ich werde jetzt nicht lange zurückblicken und ein Resümée bringen. Nur die letzten Ereignisse seit dem letzten Eintrag ein wenig schildern.

Also am 21. Dezember 2009 durfte ich dann wieder mal ins Krankenhaus. Ich sollte über die Rettungsstelle kommen, weil ich dann - so der Arzt - keine Einweisung benötige. Dort schickte man mich dann direkt auf die Station. Ich wurde sogar von der Oberschwester wiedererkannt - na gut, lagen ja nur knapp sechs Wochen zwischen OP 1 und OP 2. Diesmal ging auch alles glatter ab, also ich bekam sofort das Zimmer und freute mich, als ich sah, dass es ein Vier-Bett-Zimmer ist. Der älteste Patient war immerhin schon stolze 96 Jahre alt. Leider gab es bei uns einen kleinen Generationskonflikt, denn ich hatte keine Ahnung worüber ich mit ihm reden sollte. Und er erzählte vom zweiten Weltkrieg. War sicherlich lieb gemeint, aber mich interessierte es gen null...

Dann wurde ich zum OP raufgefahren. Die Prozedur kannte ich. Allerdings kam ich diesmal direkt in den OP-Saal und nicht erst in einem Vorraum wo man mich fertig macht. Das wurde diesmal im OP-Saal übernommen. Dann wurde ich schlafen geschickt und wachte ne gute Stunde (okay, können auch 90 Minuten gewesen sein) später wieder auf. Schmerzen waren da nicht vorhanden und ich freute mich irgendwie. Lag wohl am extrem starken Schmerzmittel was ich bekam. Die Schwester war so nett und verabreichte mir viel von dem Zeug. Lustigerweise war es auch die gleiche Schwester wie bei meiner ersten OP. Aber sie hat mich nicht wiedererkannt. Ist auch nicht schlimm, sie sieht täglich dutzende Menschen.

Als ich fit war ging es dann wieder runter in mein Zimmer. Ein Bett-Nachbar ging und es kam ein neuer dazu. Wir belegten das Zimmer zu dritt. Ich will jetzt nicht viel über meine Zimmernachbarn erzählen, hier soll es ja um mich gehen. Die Schmerzmittel ließen nach und ich spürte in meinem Darm wieder einen Gegenstand. Panik. Eine Schwester erzählte mir dann, dass ein "Streifen" reingeschoben wurde, für das Blut. Ah ok. Streifen klingt nicht so schmerzhaft wie Tamponade. Allerdings wurde mir die Hoffnung dann auch schon bald genommen, als eine andere Schwester erzählte, dass dieser besagte "Streifen" im Grunde das gleiche ist wie die Tamponade. Allerdings war es diesmal wohl nicht so dick wie beim letzten Mal. Leider fiel auch der besagte Besuch des Operateurs oder anderen Arztes aus und niemand hat mir erzählt, was nun genau gemacht wurde. Das erfuhr ich erst einen Tag später.

Visite am 22. Dezember. Zwei Ärzte und die Oberschwester. Den Arzt kannte ich nicht, er kam auch schon telefonierend (!) in das Zimmer und fertigte jeden kurz ab. Er erläuterte in kurzen Stichpunkten was gemacht wurde und was ich hatte. Ich hatte eine Analfistel. Diese wurde mit einem Gummiring abgebunden. In drei Monaten müsste ich wiederkommen und dann wird sie entfernt. Noch bevor ich fragen konnte wieso weshalb und warum ging er an meinen Hintern und drückte die Pobacken auseinander. Ich schrie ihn an er soll seine Pfoten da wegnehmen, die Oberschwester sah mich geschockt an. Okay, die Tamponade muss raus, er hätte es am liebsten selbst gemacht, aber ich wollte vorher ein starkes Schmerzmittel kriegen, damit ich nicht soviel spüre. Er war etwas enttäuscht aber hat es eingesehen. Ich bekam die dann später von einer Schwester entfernt - nachdem ich ein schönes starkes Schmerzmittel bekam.

Entlassen wurde ich am 23. Dezember. Bei der Visite wurde festgstellt, dass die Fistel doch komplett entfernt wurde. Gut für mich. Weihnachten also zu Hause. Geplant war ja, das meine Eltern zu uns kommen am ersten Feiertag. Wäre sicherlich auch gegangen, wenn meine Mutter sich nicht eine Woche vor Weihnachten den Fuß gebrochen hätte, und trotz Bruch, bei dem sie davon ausging, dass es nur eine Verstauchung war, arbeiten ging. Schließlich am 20. Dezember schwoll ihr Fuß an und sie konnte nicht mehr laufen. Mein Schatz hat sie dann in die Notaufnahme der Charité gefahren. Diagnose war angeknackst, sie muss nicht stationär aufgenommen werden. Am 21. ging sie zur Nachuntersuchung und sie wurde gleich da behalten. Scheinbar doch richtig gebrochen. Am 24. haben sie dann mein Mann und ich abgeholt. Für mich war es nicht wirklich so schön, das sitzen war unangenehm, aber ich wollte mit. Selber schuld. Also waren wir am ersten Weihnachtstag bei meinen Eltern, Hase hat gekocht. Am zweiten Weihnachtstag dann nochmal bei meinen Eltern und Hase hat wieder gekocht (diesmal für sechs Personen, weil mein Bruder und seine Frau auch da waren). Meine Schwiegereltern und -Oma kamen leider nicht.

Das bedeutete für mich, dass ich an zwei Tagen hintereinander lange sitzen musste. Gut, zwischendurch habe ich auch mal gestanden, aber hauptsächlich gesessen. Das rächte sich dann auch schon mittags am zweiten Feiertag. Schmerzen - große Schmerzen. Na gut, die Wunde ist relativ frisch. Das redete ich mir ständig auch ein. Am 27. Dezember verbrachte ich dann auch den meisten Teil des Tages im liegen. Blut hatte ich auch wieder auf meiner Kompresse, die dem Aufsaugen der Wundflüssigkeit und anderem dient. Am 28. Dezember schauten wir uns eine Wohnung an. Gesundheitlich war mir nicht danach, hatte echt schmerzen und vorsorglich gleich zwei Schmerztabletten genommen, weil ich vorher noch bei meinem Arzt war und ich nicht wusste ob er mich untersucht oder nicht. Er verzichtete auf die Untersuchung, weil er mir nicht mehr Schmerzen zufügen wollte, fragte mich aber auch, ob ich Montag wieder probieren will zu arbeiten. Ich sagte, dass ich es gerne probiere, sofern die Schmerzen es zulassen. Er sagte nur "ansonstne kennen sie ja den Weg zu mir".
Die Wohnung die wir uns anschließend ansahen war richtig schön. Maisonnette in einem Gartenhaus - leider weit weg vom Schuss. Von uns aus gesehen 15 Minuten mit dem Auto, aber mit der Bahn ist es schon länger. Bis auf dem Wohnzimmer war die Wohnung echt ein Traum. Eine Terrasse, ein Balkon, ein großes Zimmer was sich über das gesamte Obergeschoss erstreckte. Nur das Wohnzimmer halt recht klein - dadurch bedingt, dass die Wendeltreppe im Wohnzimmer ist. Die Miete für 115 qm beträgt ca. 920 EUR, was auf die Größe der Wohnung gesehen recht günstig ist. Allerdings muss man das auch mal aufbringen.

Zurück zur Gesundheit. Den Dienstag nutzten wir noch um Kleinigkeiten einzukaufen. Anfangs ging es auch, dann wieder Schmerzen. Echt zum kotzen. Wieder verbrachte ich die meiste Zeit im Liegen. Am Mittwoch dann wollten wir eigentlich nicht raus, aber da uns noch was fehlte und mein Mann nicht gerne im Schnee raus geht (und es lagen locker 5 bis 10 cm Schnee) bin ich die Kleinigkeiten kaufen gegangen. War darüber nicht so erbaut, aber ich biss die Zähne zusammen.

Dann der 31. Dezember 2009. Wir waren wieder bei meinen Eltern. Spielten 'Mensch ärgere Dich nicht' und 'Mau Mau'. Also recht ruhig rüberrutschen ins Jahr 2010. Gegessen haben wir Salat und Raclette, war alles super lecker. Dummerweise musste ich alleine bei meinen Eltern zweimal auf Klo und dort halt auch was größeres. Beim zweiten Mal hatte ich auch wieder Blut auf dem Stuhlgang. Okay, ich hatte Schmerzen vom ganzen sitzen, aber mit Blut hätte ich nun eineinhalb Wochen nach der OP nicht mehr gerechnet. Bedingt dadurch, dass ich nicht mehr wirklich schmerzfrei sitzen konnte, sind wir auch gegen 1 Uhr schon gegangen. Okay, meine Eltern sind auch nicht mehr die jüngsten und wollen ja auch irgendwann schlafen. Meine Mama hatte auch Schmerzen im Bein und wollte ne Schlaftablette nehmen damit sie schlafen konnte - es sei ihr gegönnt. Wie gesagt, ich war froh als ich zu Hause war und nahm sofort ne Schmerztablette (die zweite an diesem Abend) und legte mich auf die Couch. Dann musste ich auch zu Hause nochmal auf Klo und die Schmerzen blieben. Wirkung von der Tablette? Gleich Null. Gegen 3 Uhr bin ich dann schlafen gegangen - mit Schmerzen.

Heute morgen bin ich aufgewacht. Einmal um 5 und einmal um 8. Bin dann um 8 auch gleich wachgeblieben. Habe die Katzen gefüttert und ... Stuhlgang. Schmerzen. Na super, die Fortsetzung vom Vortag. Auf dem Stuhlgang wieder Blut... In drei Tagen soll ich wieder arbeiten gehen, wie soll ich das schaffen? Ich kann nicht mal zwei Stunden am Stück sitzen ohne Schmerzen zu haben - selbst auf diesem Sitzring nicht. Ich bin momentan etwas am verzweifeln. Ich habe Angst, dass wenn ich wieder Arbeiten gehe, es wieder schlimmer werden könnte - wie beim letzten Mal. Ich will auf Arbeit doch nicht nur ein Gast sein...

Ich werde mich wohl am Wochenende selbst beobachten müssen um festzustellen, ob ich Montag fit genug sein werde oder nicht um wieder arbeiten zu gehen. Aber eins habe ich mir gesagt: Sollten die Schmerzen bleiben, dann werde ich mich wohl weiterhin krankschreiben lassen müssen. Dann such ich mir aber auch nen anderen Proktologen. Es gibt hier noch einen um die Ecke, aber der hat leider nie kurzfristige Termine frei. Und da er ansonsten "nur" Chirurg ist, hat er auch nur zweimal die Woche Tage, wo er sich um proktologisches kümmern kann...

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2. Januar 2010

Oh man, was soll ich nur tun? Ich habe den heutigen Tag viel im sitzen verbracht. Nicht gerade angenehm, hatte zwischendurch auch wieder starke Schmerzen. Aber ich will austesten, wie es wäre wenn ich wieder arbeiten gehe (und das wäre ja Montag soweit). Ich habe Angst, dass wenn ich wieder Arbeiten gehe, es evtl. zu früh nach der OP ist und ich nen Rückschlag kriege. Habe in einem Medizinforum von anderen "Betroffenen" erfahren, dass das Bluten schon noch ein paar Wochen andauern kann. Eine andere Person hat mir mitgeteilt, dass sie erst nach zwei Monaten nach der Fistel-OP schmerzfrei war. Ich sage ja immer, dass Gesundheit vor geht, aber was soll ich tun? Ich bin erst seit August bei meinem jetzigen Arbeitgeber. Ich bin bislang auch überrascht, dass ich noch kein Schreiben bekam, in dem drin steht, dass sie meine Stelle neu besetzen mussten. Oder dass die mich noch nicht zum Vertrauensarzt geschickt haben - wie es andere Arbeitgeber sofort machen. Ich bin echt unschlüssig. Probiere ich es, könnte es zu früh sein und die Schmerzen werden wieder schlimmer - der Heilungsprozess zieht sich wieder hin. Probiere ich es nicht heilt es evtl. schneller, dafür muss ich mit der Angst leben, dass mein Arbeitgeber sich das irgendwann nicht mehr anguckt (was ich aus seiner Sicht verstehen könnte).

Ich sage immer - und rate auch jedem, dass Gesundheit stets vor geht. Wir haben nur eine Gesundheit. Predigen kann ich das gut, aber dran halten muss ich noch lernen. Der Körper rächt sich irgendwann, wenn man nicht auf die Signale hört, das sehe ich bei meinem Vater. Oh man, was soll ich nur tun???