16. Januar 2009
Tja, schon eine ganze Weile her, dass ich was geschrieben habe. Ist aber auch nichts aufregendes passiert. Bei mir auf Arbeit ist nach wie vor alles mies, mein TL macht mir das Leben nach wie vor nicht unbedingt leichter. Gestern hatte ich mit ihr eine Unterredung, wo wir beide wieder diskutieren. Jeder, der sie kennt, weiß, dass sie Diskussionen hasst. Letzten Endes hat sie nicht das erreicht was sie erreichen wollte und wir sind beide schlecht gelaunt aus dem Gespräch rausgegangen. Schon schlimm, wenn jemand wie ich, einem Vorgesetzen mitteilen muss, dass er an sich nicht wirklich kompetent für die Aufgaben ist, die er ausführen muss. Mein Teamleiter hat mir noch nahegelegt, mir was anderes zu suchen, wenn mir das da nicht mehr gefällt... Tja, das habe ich getan - über ein Jahr lang...

Heute bin ich spontankrank. Ich habe um 11.30 Uhr ein Bewerbungsgespräch und da wir ja immer ganz schwer nur frei kriegen (da kann das Überstundenkonto noch so dick sein), habe ich mich entschlossen einen Tag krank ohne Schein zu machen. Bis zu drei Tage im Monat dürfen wir das ja machen.

Vor dem Gespräch selber war ich total nervös - ist Dauerzustand bei mir bei solchen Anlässen. Aber wie sich herausstellte vollkommen unbegründet. Die beiden Damen, mit denen ich das Gespräch hatte, waren voll locker drauf und ich konnte mich so verkaufen, wie ich wirklich bin. Ist zwar wieder eine Kundenbetreuung, aber in einem vollkommen anderen Bereich. Und derzeit auch ohne Wochenendarbeiten und maximal nur bis 20 Uhr. Außerdem gibt es nach einer Übernahme 30 Urlaubstage und die Zahlung von VWL - das ist doch mal was.

Nach der Übernahme? Ja, denn anfangs läuft alles über Zeitarbeit. Die zahlen immerhin 8 EUR die Stunde, was schon viel ist, im normalfall zahlen die eigentlich nur irgendwas zwischen 6,13 EUR und 6,23 EUR die Stunde. Und wenn man für die Arbeit viel engagement zeigt, dann wird man auch gerne übernommen. Wenn man aber nur einer ist, der hingeht, seine Arbeit macht und wieder nach Hause geht, also nicht viel Einsatz zeigt, dann kann es auch schonmal sein, dass man längere Zeit über die Zeitarbeitsfirma geführt wird.

Ich fuhr wieder nach Hause und war total müde. Ich legte mich auf die Couch und bekam einen Anruf einer lieben Kollegin und - sie hielt mich wach, was gut war. Dann kam ein Anruf von der Zeitarbeitsfirma und ich war hellwach: ICH HABE DEN JOB! ! ! ! Ich bin begeistert. Ich wollte sofort noch zur Vertragsunterzeichnung fahren, weil nur wenn ich den Vertrag habe, dann kann ich meinen alten Job kündigen.

Von ca. 17.30 Uhr bis kurz nach 20 Uhr war ich dort. Der Vertrag ist dick, dann noch viele Zusatzinformationen. Aber nun bin ich happy. Mittwoch um 9 Uhr gehts los mit der Schulung. Anfangs komme ich noch für sechs Wochen in ein neues Projekt, danach aber in das eigentliche Projekt.

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19. Januar 2009
Ab heute bin ich wohl der meistgehasstete Mensch bei meinem noch-Arbeitgeber!!!

Ich bekam die Möglichkeit einer fristlosen Kündigung. Einen Aufhebungsvertrag wollten sie nicht machen, da ich ja schon einen neuen Job hätte. Nur wenn ich keinen neuen Job hätte, würden sie einen Aufhebungsvertrag machen. Ich glaube die haben den Sinn eines Aufhebungsvertrages nicht erkannt, aber egal.

Da meine Vorgesetzte nicht da war, habe ich mich mit ihrer Vertretung unterhalten und sie sah ein, dass ich wechseln sollte, wenn ich dort unglücklich bin und meine Leistung nicht mehr erbringen kann. Sie regelte alles mit ihrem Vorgesetzten, besorgte sich ein Übergabeprotokoll (musste ja einige Sachen abgeben) und ich durfte gehen. Ich habe für mein Team noch Fressalien mitgebracht - also Schoki, damit ihnen der Abschied leichter fällt. Allerdings fiel es den alten Kollegen gar nicht leicht, und mir auch nicht. Immerhin habe ich dort einige Menschen sehr lieb gewonnen, und es war eine wunderschöne Bestätigung, als mir gesagt wurde, dass sie mich nicht gehen lassen wollen.

Meine Teamleiterin war eine ganze Stunde zu früh da. Sie sagte nichts als sie rauchenderweise draußen stand und von zwei Kolleginnen umgeben war. Ich entschuldigte mich bei ihr, dass ich das auch gerne mit ihr persönlich beredet hätte, aber nicht wusste, dass sie Spätdienst hatte. Sie sagte nichtmal tschüss... echt armselig.

Nachdem ich mich von allen verabschiedet habe, und mir sogar angeboten wurde, bis einschließlich 20. Januar 2009 auf Überstunden zu nehmen (jetzt sind nur noch 50 übrig!), habe ich meine Abschiedsmail an alle Kollegen verschickt. Ich musste den Rechner schnell runterfahren und habe das Gebäude sofort verlassen. Die Abschiedsmail habe ich am Wochenende schon zu Hause verfasst. Da ich auf Arbeit externe Mails empfangen kann, habe ich mir die einfach hingeschickt - ist einfacher gewesen als die dort zu schreiben.

Vor der Firma wartete ich dann noch eine Stunde auf eine Kollegin, die fast den gleichen Weg hat wie ich, und von der ich mich kaum verabschieden konnte.

Dann kam eine SMS "Na da hast du ja was angerichtet mit deiner Mail". Ich war etwas verwundert. Die Mail habe ich freundlich formuliert, und wer mich kennt, weiß, dass ich gelegentlich auch zynisch sein kann - und so war die Mail aufgebaut. Die Kollegen fanden die Mail super, weil endlich mal jemand den Mund aufmacht, die Teamleiter und der Bereichsleiter waren weniger begeistert. Der Bereichsleiter wollte mir auch die Kündigung madig machen - nur dumm, dass die bereits beim Personalbüro lag und ich das Gebäude bereits verlassen hatte.

Von den Kollegen wurde ich mit Mails bombardiert, dass sie begrüßen, dass jemand den Mund aufgemacht hat. Viele trauen sich ja leider nicht und lassen alles mit sich machen, einige haben auch nur befristete Verträge.

Irgendwie hatte sich auch kurze Zeit Panik in mir breitgemacht, nachdem ich gehört habe, welche Wellen das alles schlug. Hatte schon Angst, dass der Bereichsleiter herausfindet wo ich arbeite und mir das dort vermiest. Nur was hätte er davon?

Als ich in der S-Bahn saß, rief die Zeitarbeitsfirma an und teilte mir mit, dass sie eine Mail erhalten hätten... Ich schluckte schwer. "Eine Mail?" In meinem Kopf fuhren alle Gedanken Karussel, der Bereichsleiter hat doch herausgefunden wo ich anfange und hat mich bei denen miesgemacht.... "Ja, am Mitwoch haben sie die Schulung bereits ab 8 Uhr, also eine Stunde früher". Puh, da war ich erleichtert.

Abends hatte ich noch ein paar Selbstzweifel, ob die Mail wirklich eine so gute Idee war. Die Kollegen schickten mir zwar eine Mail nach der anderen, in der sie sich für die offenen Worte bedanken, aber dennoch... Ich mach mir bei sowas immer gleich nen Kopp.

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20. Januar 2009
Okay, das schlechte Gefühl ist langsam am abflauen. Lustigerweise kriege ich eine Mail von einem SKB-Kollegen, der meinte, dass die Worte, die ich gewählt habe, deftig waren und mich beiläufig noch fragt, wo ich so kurzfristig was gefunden hätte. Hmm, kann natürlich sein, dass er wirklich interessiert ist, kann aber auch sein, dass der Bereichsleiter versucht herauszufinden wo ich hin bin, um mich dort madig zu machen. Also ist erstmal vorsicht geboten. Nicht weil ich ihm nicht vertraue, sondern eher, weil ich weiß, dass er zu seinem Teamleiter ein sehr freundschaftliches Verhältnis hat. Nicht dass er den Auftrag bekam mich auszuhorchen.

Mein Verlobter war von der Mail nicht begeistert, die ich geschickt habe. Er meint, er hätte das nicht gemacht. Naja, das unterscheidet uns beide ein wenig.

Ich freu mich schon voll auf morgen, auch wenn ich total nervös bin. Aber das verfliegt eh :)