Das Selbst-Interview

viertes Interview mit mir selber. Diesmal noch länger und nicht ganz so lustig, aber dennoch: viel spaß beim lesen :)

 

Hallo René, kennst du mich noch? Immerhin ist unsere letzte Begegnung ja schon fast vier Jahre her ...

Wie könnte ich dich vergessen. Noch nie ging mir jemand so dermaßen auf die Nerven.

Ist es wirklich so schlimm?

Lass mal überlegen... Da gibts bestimmt etwas was schlimmer wäre, es fällt mir nur leider gerade nicht ein.

Hmm, glaub ich mal so. In vier Jahren hat sich bei dir sicherlich einiges getan, oder?

Oh ja. Ich arbeite nicht mehr in der Autovermietung...

Du hast schon wieder deinen Job gewechselt?

Ja. Hast du damit ein Problem?

Na mir ist es egal.

Na also, dann frag nicht so nen Müll.

Entschuldigung. Weiter.

Ich hatte bei der Autovermietung das Pech, dass ich für Freunde arbeitete. Also jetzt nicht meine, aber es waren die besten Freunde meines Schatzis. Betonung liegt auf 'waren'.

Oha, was ist denn passiert?

Lass mich doch mal ausreden.

Entschudigung.

Naja, anfangs lief es noch gut. Nach einem halben Jahr fingen sie dann an mir mein Geld unregelmäßig zu zahlen, und wenn ich es bekam, dann mal eine Woche soviel, und die nächste Woche wieder soviel... Das war nicht wirklich tragbar und ich habe da sehr oft am Rad gedreht. Ich war dort auch als Männchen für alles eingestellt und für einen alleine war das auch sehr viel Arbeit. Mir wurde zwar ständig eine Teilzeitkraft versprochen, aber leider kam die nie. Ich habe mitbekommen, wie sie die Autovermietung herunterwirtschafteten und habe auch darum gebeten, dass sie mir früh genug bescheidgeben, wenn sie den Laden schließen. Tja, nach 334 Tagen kam die Kündigung - ohne dass mir jemand was sagte.

Da ich wusste, dass ich mit Sicherheit von denen kein Geld kriegen würde, habe ich mir mein Gehalt einfach aus der Kasse genommen. Ich weiß, war nen großer Fehler, aber ich brauchte mein Geld, ich arbeite ja nicht für lau. Dann habe ich meinen Chefs mitgeteilt, dass ich noch Resturlaub habe und den zu nem bestimmten Zeitpunkt nehmen würde. Da wir immer alles per Mail ausmachten, habe ich ihnen das auch per Mail geschickt. Nur leider kam keine Antwort. Ich habe das als ein 'ja' gedeutet und ging in Urlaub. Und da wir den Laden eh zumachen wollten, habe ich nen Zettel an die Tür gehangen, dass am 30. August 2007 der Laden schließt und wir keine weiteren Reservierungen mehr entgegen nehmen.

Tja, dann kam mein Chef nach Berlin. Weil er wohnt ja in NRW. Angeblich hat er meine Mail nicht bekommen und er war darüber sehr pikiert, dass ich den Zettel an die Tür gehangen habe. Weil ichkein Bock auf die Visage des Typen hatte, habe ich alle Unterlagen bei meinen Eltern deponiert und sie mussten sich die dort abholen.

Dann bekam ich ne Abmahnung (lustig sowas nach der Kündigung zu schicken). Ich wurde abgemahnt, weil ich den Zettel an die Tür gehangen habe. Was soll das denn? Entweder man schließt den Laden oder nicht. Über mein entwendetes Geld aus der Kasse kein Wort.

Da ich auch eine Arbeitsbescheinigung benötigte, habe ich die selbstverständlich angefordert. Nach mehrmaligen Anfragen und Einschalten meiner Anwältin kam die dann auch. Und dort steht als Grund des Beschäftigungsendes nicht "Geschäftsaufgabe" drin, sondern "Diebstahl von Geld". Ich dachte ich lese nicht richtig. Auch nach mehrmaligem Anmahnen meiner Anwältin wurde das nicht geändert.

War auch nicht so schlimm, ich hatte zwischenzeitlich nen neuen Job, aber dazu später mehr.

Dann flatterte mir ne Anzeige in den Briefkasten. Weil ich dachte, dass mich die besten Freunde meines Kerls nicht über den Tisch ziehen würden, habe ich zwei Kaufverträge für Fahrzeuge unterschrieben, die uns der Vorbesitzer der Autovermietung laut Vertrag geben musste. Angezeigt wurde ich, weil das Geld für die Fahrzeuge nicht vollständig gezahlt wurde. Über ein Jahr dauerte die Gerichtsverhandlung aus der ich dann Schuldfrei rausgegangen bin. Zu meinem Glück hatte sich der Vorbesitzer so sehr in Widersprüche verwickelt, dass die Richterin ihm kein Wort glaubte. Das hat sie ihm tatsächlich ins Gesicht gesagt. Das Geld für die Fahrzeuge wurde im übrigem gezahlt - aber schwarz. Das war so auch mit dem Vorbesitzer wohl abgemacht, der davon natürlich auf einmal nichts mehr wusste, da er ja ein Kaufmann ist, wie er mir ständig sagte, und nur ehrliche Geschäfte abwickelte.

Die Gerichtsverhandlung war nach einem Jahr auch das erste Mal, dass ich meinen Ex-Chef sah. Er sollte für mich vor Gericht aussagen, hat er auch gemacht. Ein anschließendes Gespräch mit ihm, was er wollte, lehnte ich aber ab. Habe kein Bock mehr auf den Typen.

Oh man, da ist ja ganz schön was pasisert. Wie gehts dir jetzt?

Nun, ich bedauere es sehr, dass es soweit kam, zumal es die besten Freunde meines Schatzis waren. Aber mir braucht keiner mehr von diesem Trupp unter die Augen zu treten.

Das heißt du hast seitdem auch keinen mehr von denen gesehen?

Ah doch, meinen Ex-Chef habe ich gesehen. Unbewusst. Ich war beim Spice-Girls-Konzert in Köln...

Bitte wo warst du?

Klappe! Ich war also beim Spice-Girls-Konzert in Köln, und nach der Show war mein Kerl auf einmal hinter mir. Ich drehte mich um und neben ihm lief mein Ex-Chef. Ich habe ihn nicht gegrüßt nichts. Ich habe aber auch nicht mit Norman gemeckert, immerhin waren die beiden mal beste Freunde. Aber ich fand es dennoch nicht so schön den da zu sehen und sehen zu müssen, wie sich mein Kerl mit dem Typen unterhält. Naja, egal, das war 2007, ist schon ne Weile her.

Okay. Also Autovermietung nicht mehr. Was kam dann?

Nun, ich war nur drei Tage arbeitslos, weswegen ich auch kein Arbeitslosengeldanspruch eingereicht habe. Ich wäre aufgrund meiner Arbeitsbescheinigung eh gesperrt gewesen. Ich hatte das Glück halt schnell was neues zu kriegen. Allerdings in Potsdam.

Ohje, das ist eine ganz schöne Strecke, oder?

90 Minuten hin, und nochmal 90 Minuten zurück.

Okay, und was hast du dann da gemacht?

Ich begann als Kundenbetreuer für ein Mobifunkunternehmen. Arbeit am Telefon. Klingt aufregender als es ist.

Hmm, klingt das aufregend? Ich weiß nicht. Da musstest du sicherlich den Leuten Verträge aufschwatzen, oder?

Sag mal wachsen dir Rüben in den Ohren? Ich sagte KUNDENBETREUER. Das heißt nicht, dass ich Akquise machen muss. Die Kunden rufen an und teilen ihre Wünsche mit. Einige riefen an und ließen ihren Frust raus, haben rumgeschrien oder fingen an zu beleidigen.

Na klingt ja nach Spaß...

Nicht wirklich. Anfangs hat es echt Spaß gemacht. Weil man konnte auch beratenderweise am Telefon sein. Das liegt mir. Aber nach einem Jahr ödete es mich wieder an...

Sag jetzt nicht du hast wieder nach einem Jahr aufgehört!

Nein, das nicht. Ich habe nach einem Jahr ein Assessement Center zum Seniorkundenbetreuer mitgemacht.

Assessementwas?

Das ist eine Art Einstellungstest, der sich über mehrere Stunden zieht. Bei manchen Unternehmen auch Tage.

Aha...

Ich wurde also Seniorkundenbetreuer. Habe das auf Anhieb geschafft, das Glück hatten nicht viele.

Und fortan warst du nur noch für die alten Kunden zuständig?

Komisch, das denkt jeder. Aber nein, ich wurde somit quasi zur rechten Hand der Teamleitung.

Oh, das ist ja mal cool.

Dachte ich auch. Allerdings bekam ich die schlimmste aller Teamleiterinnen.

Inwiefern schlimm?

Ich sags mal so: Ihr altes Team bemitleidete mich, dass ich der neue SKB von ihr wurde. In zwei Jahren war ich ihr dritter SKB. Niemand konnte es ihr recht machen - nichtmal ich. Und ich gehöre nun wirklich zu den umgänglichsten Menschen.

Findest du?

Sag mal, willste eine rein haben?

Nein nein, du bist umgänglich, genau.

Na also, geht doch.

Gut, dann arbeitest du also noch immer da?

Nicht wirklich...

...

Nun, ich habe es echt versucht. Wir haben ein vollkommen neues Team bekommen und Anfangs lief auch alles gut. Das Team und ich verstanden uns super, ich liebe die Leute echt. Aber je besser ich mich mit dem Team verstand, desto schlechter verstand ich mich mit meiner Teamleiterin. Sie begann mich zu schneiden und kritisierte mich an vielen Ecken, wo keine Kritik angebracht gewesen wäre, weil alles korrekt gemacht wurde.

Klingt so, als seist du nicht Kritikfähig.

Doch bin ich. Wenn die Kritik angebracht und gut begründet wird. Wir hatten nach sechs Monaten ein Mitarbeitergespräch. Dort wird die Leistung besprochen. Meine alte Teamleiterin hatte nie wirklich etwas an mir auszusetzen, aber meine neue Teamleiterin fing an zu kritisieren und hörte gar nicht auf. Alles, was ich bei meiner alten Teamleiterin richtig machte, war auf einmal falsch. Am meisten Probleme hatte sie damit, dass ich zur 'freiwilligen Mehrarbeit' nicht erschienen bin.

Na ist doch kein Zwang wenn es freiwillig ist, oder?

Tja, das dachte ich auch. Aber sie war der Meinung, dass ich als SKB eine Vorbildfunktion habe. Gut, habe ich eingesehen. Dann habe ich sie gefragt, warum sie nicht auch mal freiwillig kommen würde, da wurde sie lauter und meinte sie arbeitet in der Woche schon 50 Stunden. Hatte allerdings versäumt zu erwähnen, dass die Mehrarbeit der Teamleiter vertraglich geregelt ist - als SKB ist das nicht so.

Jedenfalls haben wir dieses Qualitätsgespräch sehr laut beendet. Sie unterstellte mir, ich sei nicht Kritikfähig, ich machte ihr klar, dass ich es bin und kritisierte sie. Damit kam sie dann allerdings nicht klar. Das war ein Punkt für mich.

Und wie ging es dann weiter?

Tja, fortan machte sie mir das Leben schwer. Wenn ich am Telefon richtige Auskünfte gegeben habe, bekam ich trotzdem beim Bewertungsgespräch Punktabzug. Ein Kollege hatte das gleiche Thema am Telefon, hatte das gleiche gesagt, und bekam volle Punktzahl. Ich vermute mal, sie hatte Angst vor ihm, weil er kein Blatt vor dem Mund nimmt und auch gerne mal aufbrausend wird.

Klingt alles nicht so schön.

Du sagst es. Das ganze ging soweit, dass ich zwischen September und Dezember dreieinhalb Monate krankgeschrieben war wegen Depressionen.

Oh, das tut mir leid.

Kann man nicht ändern.

Ich bin dann wieder hin zur Arbeit - fühlte mich sehr unwohl, aber mein Arzt sagte ich muss, sonst kann ich nicht an mir arbeiten, da die Depressionen von Anpassungsschwierigkeiten herführen würden, ich hätte also Schwierigkeiten mit der Situation, wie es auf Arbeit ist.

Jedenfalls ging ich wieder arbeiten und wollte mit meiner Teamleitung neu starten. Habe mir das echt vorgenommen, nochmal von null anzufangen. Allerdings habe ich die Idee gehabt und nicht damit gerechnet, dass sie das wohl anders sah. Nach dreieinhalb Monaten saß ich also wieder da und arbeitete, okay, ich war mit dem Lesen von über 900 Mails beschäftigt, und sie sah es nicht mal für notwendig an, mich zu begrüßen. Nach einem halben Tag nahm sie mich zur Seite und blickte schon wieder vorwurfsvoll. 'Wie geht es ihnen?' war noch die netteste Frage. Dann haute sie raus, dass sie mir, bis ich wieder fit bin, alle SKB-Tätigkeiten entziehen würde. Fand ich etwas mies, aber ich habe mich damit einverstanden geben müssen. Im nachhinein betrachtet war es ja auch richtig, da ich ja nach dreieinhalb Monaten wieder fit werden musste in der Materie.

Tja, da wir bei dem Mobilfunkunternehmen mittlerweile auch am Telefon jedem Kunden, der anruft, ein Produkt verkaufen sollen kam der nächste Spaß, den ich mit ihr hatte. Ich weigerte mich, denn ich wurde als Kundenbetreuer und nicht als Verkäufer eingestellt. Ich habe das Produkt angeboten, wenn es sich ergeben hatte, aber nicht bei jedem Gespräch. Prompt hatte ich das nächste Gespräch mit ihr. Sie wollte von mir eine Zahl hören, wieviele ich von diesen Produkten innerhalb einer Woche anbieten würde. Ich gab ihr zu verstehen, dass ich keine Zahl nennen werde, da ich keine Ahnung habe, wieviel ich anbieten werde.

Nach einer weiteren Woche kam sie wieder auf mich zu und sagte dann 'ich habe ihre Zahlen gesehen, sie hatten mir etwas versprochen!'. Tja, meine Antwort war nur 'Ich habe gar nichts versprochen. Ich habe gesagt, dass ich VERSUCHE mich zu bessern.'

Naja, das war wohl nicht das was sie hören wollte.

Absolut gar nicht. Es gab ein weiteres Gespräch, wo sie mir dann sagte, dass sie mir, wenn meine Zahlen nicht besser werden, Zielvorgaben geben würde. Nur mal fürs Protokoll: Zielvorgaben gibt es in dieser Firma gar nicht, wurden vom Betriebsrat damals abgelehnt. Mittlerweile waren fast acht Wochen vergangen und ich fragte sie, wann ich wieder meine Tätigkeit als SKB aufnehmen dürfe. Sie gab mir zu verstehen, dass das erst passiert, wenn ALLE Zahlen bei 100 Prozent sind. Nur zur Info: Nichtmal die Besten Telefonierer haben das geschafft. Außerdem hat sie mich von meinem SKB-Schichtplan - wir hatten unseren eigenen Schichtplan, wo wir unsere Schichten selbst bestimmen durften - in den normalen Kundenbetreuer-Schichtplan eintragen lassen und mir zu 80 Prozent nur noch Schichten gegeben, die bis 22 Uhr oder Mitternacht gingen.

Das ist aber nicht nett, wenn man bedenkt wie lange du bis nach Hause fährst.

Tja, sie wusste ja, dass ich die Schichten nicht mag, dass ich eher jemand bin, der die Frühschichten macht. Einer der Gründe war halt auch, weil ich so lange bis nach Hause fahre.

Und da konntest du nichts machen?

Die Frage hättest du dir auch echt schenken können. Wenn ich etwas hätte ändern können, dann hätte ich es ja gemacht. Selbst der Betriebsrat hat nichts gemacht, obwohl über diese Frau einiges an Beschwerden vorlag.

Das ist traurig.

Und ob. Aber was erwartet man von einem Betriebsrat, der sich von der Firma kaufen lässt.

Hmm. Wie gings weiter?

Naja, beim letzten Gespräch mit ihr hat sie mir gesagt, dass ich mir etwas neues suchen solle, wenn es mir nicht mehr gefiele. Zu dumm für sie war allerdings, dass ich dann in der Tat am nächsten Werktag mit einer fristlosen Kündigung ankam, weil ich was neues hatte.

Oh, wie hat sie reagiert?

Im ersten Augenblick gar nicht, weil sie Spätdienst hatte, ich aber früh um sieben da war. Ich habe das über meine alte Teamleiterin geregelt, denn der Bereichsleiter musste der Kündigung zustimmen. Und nachdem alles geklärt war, habe ich mich von meinem Team und anderen Leuten, die ich total gern habe, verabschiedet, meine Abschiedsmail an alle abgeschickt und zugesehen, dass ich schnell da raus komme.

Wieso?

Weil ich in der Abschiedsmail ehrlich war. Ich habe mir meinen Frust von der Seele geschrieben und indirekt begründet, warum ich da raus bin: Weil es mir zu unmenschlich ist, weil ich mir Lügen über mich anhören durfte und weil der Kunde mittlerweile nicht mehr im Mittelpunkt steht, sondern das verkaufen. Alles war ein wenig Zynisch verpackt, aber wer mich kennt, der weiß dass ich so bin.

Und wie waren die Reaktionen?

Tja, der Bereichsleiter wollte mir die Genehmigung zur fristlosen Kündigung zurückziehen, nur dummerweise war ich nicht mehr da. Die Teamleiter haben sich wohl alle sehr aufgeregt, aber die Kundenbetreuer waren froh, dass mal jemand die Meinung gesagt hat, und sei es auch nur als Mail.

Und nun?

Über einen SKB-Kollegen haben sie dann noch versucht herauszufinden, wo ich denn nun arbeiten würde. Ich habe nichts gesagt, weil ich wusste, dass mir der Bereichsleiter das Leben dort schwer machen würde. Die Firma mag es nämlich nicht, wenn man die Wahrheit sagt.

Okay. Und was machst du jetzt?

Ich bin weiterhin in der Kundenbetreuung tätig. Leider. Aber wenn man einmal im CallCenter gearbeitet hat, ist es sehr schwer da wieder rauszukommen. Jetzt arbeite ich im Auftrag eines Versorgungsunternehmens. Spaß macht es nicht wirklich. Das Team ist nett, aber halt nicht wie mein Team in meiner alten Firma. So richtig warm werde ich da mit niemanden. Und ganz ehrlich: Ich suche weiterhin. Weil die Tätigkeit dort mache ich nur, weil ich bei meiner alten Firma gesundheitlich raus musste, sonst wäre ich wieder krankgeschrieben, und das bringts nicht.

Aber was willst du dann machen? Ist ja nicht gerade leicht dich zufrieden zu stellen.

Es gibt zwei Varianten: Entweder wieder im Verkauf, aber keine Lebensmittel, oder halt die ganz normale klassische Sachbearbeitung, so wie ich sie mal gelernt habe. Nur nie wieder am Telefon arbeiten. CallCenter zahlen auch immer schlecht.

Wieso schlecht?

Nun, ich habe im Sexshop und auch bei der Autovermietung brutto meine 1.800 EUR bekommen. Beim Mobilfunktunternehmen fing ich bei 1.230 EUR an, zuletzt hatte ich dort 1.345 EUR brutto. Jetzt bin ich bei einem Stundenlohn von 9 EUR und kriege im Monat im Schnitt nur noch 850 EUR netto - das sind mal locker 200 EUR weniger als vorher. Ich wollte nie einen Schritt zurückmachen, und mache immer mehr Schritte zurück, das kotzt mich an.

Gibt es denn auch etwas positives zu Berichten?

Über die Arbeit?

Nein, allgemein. Das Thema arbeit ist bei dir mehr als deprimierend, darauf habe ich keine Lust mehr.

Na super, dann gehts dir ja wie mir.

Toll, da haben wir ja was gemeinsam.

Wie schön.

Und?

Und was?

Gibts etwas positives?

Ja.

Und was?

Ich habe geheiratet.

DAS ist mal positiv.

Und ob. Nach knapp acht Jahren haben wir uns entschlossen diesen doch wichtigen Schritt zu tun.

Und wie war der Antrag? Sicherlich total romantisch oder?

Nicht die Bohne. Die ersten beiden Anträge habe ich sogar abgelehnt, weil sie mir einfach zu unromantisch waren.

Das ist nicht nett.

Ja, fand ich auch.

Ich meinte von dir.

Ach halt doch dein Maul

Aber du hast ja dann irgendwann 'ja' gesagt. Wie war die Trauung und die Feier?

Ach, war alles superschön. Wir hatten eine superlustige Standesbeamtin, die auch ständig lockere Sprüche draufhatte. Das lockerte alles ein wenig auf. Anschließend gab es bei uns zu Hause Kuchen und abends dann im Hotel bei uns um die Ecke die eigentliche Feier. Es war superschön alles. Kannst dir ja mal die Bilder hier ansehen.

Mach ich bestimmt. Und, schon auf Hochzeitsreise gewesen?

Noch nicht, aber die kommt noch. Uns schwebt Ägypten vor.

Oh, da ist aber warm.

Naja, kann man halt nicht ändern. Da wir aber auch erst Ende August Urlaub haben, fliegen wir zur heißesten Zeit nach Ägypten. Gebucht ist aber noch nichts, da mein Mann gerne Last Minute fliegen möchte.

Klingt alles so super aufregend.

Hmm, ich glaube du findest selbst ein Überraschungsei aufregend.

Was soll das heißen?

Egal. Dauert das noch lange? Ich habe noch einiges vor.

Weißt du, das finde ich echt mies von dir. Vorhin warst du noch so nett und so, und jetzt schon wieder diese Garstigkeit.

Ich bin überrascht.

Wovon?

Du weißt was garstig bedeutet?

Ach leck mich.

Du nee, sorry, aber ich bin jetzt verheiratet, da geht das nicht.

Ich wünsche dir noch nen schönen Tag.

Danke, ich dir auch.

© 2009-06-12 by ReneBln